Adelina | Hachiko | Kirara

Unter den Pfoten der Katze federte der Boden. Sie hetzte über Stock und Stein, durch ganz Palazzo. Gerade rannte sie über einen Feldweg entlang der Weiden und Felder außerhalb des Dörfchens. Es war frisch und die Tautropfen blieben, wie Regen, im Fell der Bunten hängen. Adelina registrierte es nicht. Ihr gelben Augen waren zusammmengekniffen. Kleine Steinchen bohrten sich in die rosanen Fußballen, die morgendliche Brise zerzauste das gefleckte Fell. Adelina war eine auffällige Katze mit ihrem dreifarbigen Pelz. Manche Zweibeiner nannten sie auch Glückskatze. Nun ja, das eigentlich weiße Fell war übersät mit großen orangenroten und schwarzen Flecken. Mit einem Satz sprang die Glückskatze zwischen Mülltonnen und sonstiges Zeugs, was hinter den altmodischen Häusern so rumstand. Im Eiltempo quetschte sie sich durch ein alte Joch. Nur darauf fixiert zu entkommen zischte sie in eine sehr enge Gasse, gerade so breit das ein schmaler Mensch hindurch passte, und rannte auf die kleinen Vorgärten zu. Dieser Teil des Dorfes war nicht von Bauernhöfen und Scheunen eingenommen. Kleine, alte aber pikfeine Häuser säumten die gepflasterten Straßen. Adelina huschte über eine kleine Rasenfläche und sprang auf den Zaunpfoten, von dort ging es wieder bergab. Auf die Straße und zum Marktplatz hin. Dort wartete eine rettenede Platane. Adelina macht sich Mut und sprintete weiter, hakenschlagend durch den Ort.

Gelassen trottete Hachiko durch die Straßen. Er kam an ein paar Zweibeinern vorbei, manche beugten ihn nur misstrauisch, andere wollten ihn anfassen. Das zweite ließ er sich gefallen, bei dem ersten knurrte er manchmal, da suchten die meisten such schon das weite. Belustigt darüber sprang er in einer Pfütze um, die die Menschen verursacht hatten. Das glaubte er zumindest .. denn im Sommer regnete es nicht, oder doch? Darüber nachdenkent lief er weiter, durch den Ort. Nicht weit entfernt von ihm selbst sah er eine Katze .. so eine bunte hatte er noch nie gesehen, weshalb diese auch so interessant für ihn schien. "He!" rief er und rannte auch direkt hinterher.

Nicht noch einer! Adelina stöhnte innerlich auf und hetzte weiter. Wie sie diese trotteligen Hunde hasste, sie waren dumm wie ein Stück Brot. Ein Ungeheuer, bei den Zweibeinern wurden sie Automobil genannt, donnerte über die Straße. Die Bunte wich zur Seite aus und sprang auf eine Backsteinmauer. Schnell wie ein Falke, aber darauf bedacht die Pfoten voreinander zu setzten damit sie nicht von der schmalen Mauer fiel, rannte Adelina weiter. Blütenblätter, Pollen und anderes schwebten in der Luft herum und verfingen sich in ihrem Fell. Die Mauer endete und die Katze sprang auf das Kopfsteinpflaster des Marktplatzes. Endlich! Die Platane war nicht mehr weit, im Sprint fhr sie die Krallen aus. Die messerscharfen waffen der Katze klapperten ganz leise auf dem bahauenen Stein, dann bohrten sie sich in die abblätternde Rinde des Baumstammes. Ratsch, ratsch und Adelina saß sich auf einem Ast, die Ohren angelegt und fauchend, wie ein wütender Löwe.

Verwundert darüber, dass die doofe Katze nicht stehen blieb schnaufte er und hetzte hinterher. Als diese auf eine Mauer sprang lief er daneben einfach weiter, darauf bedacht sie nicht zu verlieren. Wieso rannte sie überhaupt von ihm weg?! Oder rannte sie vor etwas anderem weg? Als er sich umdrehte, und sich umschaute sah er aber nichts. Da sah er dann nurnoch, wie die Katze auf einen Baum sprang und fauchte. Er blieb stehen, schwanzwedelnd, und schaute hechelnd hoch. "Pfft ... jetzt bin ich genug gelaufen für den ganzen Tag!", meckerte er und lachte, wobei er zu der Katze hochschaute. Wie ein treudoofer Hund legte er den Kopf schief und hechelte weiter, fixierte sie dabei.

Adelina sah etwas verwirrt zu dem Hund unten vor dem Baum. War er erzogen oder einfach nur doof? Sienem Aussehen nach zu urteilen eher das Zweite. Ein Streuner. Die Gescheckte stellte die Ohren auf begann ihr weißes Brustfell zu putzen. Sie nahm weiterhin keinerlei Notiz von dem Käffer da unten. Den anderen Hund hatte sie wohl abgehängt. Gut so! Noch einige Minuten länger widmete die Katze sich ihrer Fellpflege und schaue dann noch einmal zum Platz hinunter. Der war ja immer noch da! Was hatte dieser verrückte Hund bloß?

» Was machst du da, du Trottel?«

Ungeduldig fuhr Adelina sich mit der Pfote durch das geglättete Brustfell und leckte sich die Schulter sauber. Jetzt war sie wieder adrett und sauber, nach nur fünf Minuten. Und dieser Hund saß immer noch daunten.

Von dem Geschrei eines Hundes wurde Kirara bei ihrem Nickerchen gestört und wachte auf. Sie befand sich an einem ihrer üblichen Schlafplätze, dem Dachboden einer Scheune. Sie streckte sich und lief dann zu einem der alten Fenster der Scheune um zu sehen was da draußen los war. Ein Hund jagte einer Katze hinter her die sich auf einen Baum flüchtete. Kirara seufzte, sie wusste wer der Hund war, sie kannte ihn. Vor ihm brauchte man keine Angst haben, er war einfach nur freundlich und ihr selbst kam er irgendwie doof vor. Aber abb und zu konnte man schon mal ein Gespräch mit ihm führen. Kirara putzte sich etwas und machte sich dann auf den Weg nach unten und schließlich auf in die Richtung wo Adelina und Hachiko waren. Die Katze saß immer noch auf dem Baum, und Hachiko immer noch darunter. Sie ging etwas näher und sagte nur "Hallo." es war an keinen der Beiden direkt gerichtet. Ganz demonstrativ setzte sie sich direkt vor den Hund. Sie mochte es Hunde zu ärgern.

Was er hier machte? Gute Frage. Wahrscheinlich langweilte er sich nur. "Ich hab nichts zu tun ..." sagte er und hatte seinen Blick nach Links gewendet, wo gerade eine Ratte vorbeilief und dann auch schon wieder verschwand. Er schaute wieder hoch und guckte ihr beim Putzen zu, wobei er sich auch schon wieder anfing zu langweilen. Gerade überlegte er aufzustehen und einfach zu gehen, da kam schon eine 'Bekannte' von ihm. Komischweise setzte sie sich vor ihn, weshalb er zuerst nicht verstand was sie wollte. Kurzerhand patschte er beide Pfoten auf sie und schlabberte über ihr Gesicht.

Als die andere Katze auftauchte, richtete Adelina ihre Aufmerksamkeit auf sie. Schneinbar kannten der Trottelhund und sie sich. Hm. Doch als der Hund die getigerte abschleckte schüttelte die Gescheckte im Baum sich vor Ekel. Scheinbar war der Husky ungefährlich, also kletterte die Bunte den baum runter und setzte sich mit etwas Sicherheitsabstand, sie wollte nicht abgeschlabbert werden, auf das Pflaster. Zweibeine rgingen vorüber, unter ihnen ein junges Mädchen. Dieses zeigte aufgeregt mit dem pummeligen Finger der linken Hand auf die zwei Katzen und den Trottel, dann quikte es wie ein Schweinchen.
Adelina erhob sich machte einen Buckel und machte sich ganz lang. Mit hochgerecktem Schwanz trippelte sie umher und behielt die beiden dann im Auge. Die kleine Nase zuckte.

»Kirara?«

Also kannte Adelina die getigerte doch, sie war ebenfalls eine Hofkatze der Gegend. Man sah sich öfters und hielt ab und zu ein kleines Schwätzchen auf der Jagdn, aber näher kannte man sich dann doch nicht. Adelina hielt es so mit den Katzen. Sie pflegte es alle zu kennen und auch mal mit ihnen zu sprechen, aber dicke Freundschaften hatte sie dann auch nich mit allen. Aber so war es schon in Ordnung. Solange man den Überblick hat, pflegte die Dreifarbige zu sagen.

Bähh! Hundesabber! Da musste Kirara sich erst einmal putzen. Es schüttelte sie regelrecht bei dem Geruch!

"Übertreibs mal nicht mein Lieber!" sagte Kirara in strengem Ton der keinen Wiederspruch duldet zu Hachiko als der mit dem abschlecken weiter machen wollte.

Erst als Adelina fragte 'Kirara?' erkannte die gestreifte die Katze.

"Ach du bist das doch Adelina." sagte sie lachend. "Ich habe dich jetzt ja gar nicht erkannt! Übrigens, vor Hachiko hier braucht man nicht davon laufen." erklärte sie und ging dann zu Adelina um in ihr Ohr zu flüstern. "Der ist einfach nur treudoof und tut keinem was. Manchmal kann man sich sogar richtig mit ihm unterhalten. Aber natürlich erst wenn solche Freudeattacken wir eben vorbei sind." erklärte sie ihr so, das Hachiko es nicht mit bekam. dann richtete sie sie an den großen Hund.

"Was wolltest du denn eigendlich von Adelina das du sie so herum jagst." sagte sie mit einem lächeln in der Stimme. Für sie war der Hund wie ein kleines, unerfahrenes Kätzchen. Und meist hörte er auf sie als wäre sie seine Mutter. Ein lustiges Bild.

Nach diesen ausgiebigen Dehnübungen schüttelte Adelina ihr geschflecktes Fell und schaute diesen trotteligen Hund an. Er schien wirklich nicht viel in der Birne zu haben. Nun gut, Adelinakannte die unterschiedlichsten Hund evon ihrem Hof und die Dummen waren doch die besten. Sie jagten eher selten, besonders nicht die Katzen und wenn schon konnte man ihnen leicht eins auf die Nase geben, so langsam registrierten sie etwas.

»Eigentlich bin ich nicht vor diesem Rabauken hier geflohen. Nein, die große Dogge von dem feinen Herrn im großen Haus hat mich gejagt, abe rich hab den Köter wohl abgehängt«

Demonstrativ blickte Adelina sich um. Es war jetzt gar nichts mehr los. Die kühle Morgenluft trug den Duft von Eiern, gebratenem Speck und anderen Köstlichkeiten heran. Außerdem roch Adelina das Frühstück auf dem großen Blechteller, welchen ihr Bauer immer für die Katzen hinstellte. Es gab Weißbrot und einfaches Hackfleisch, ein bisschen dies und das. Die Gefleckte sog den Duft tief ein und gähnte dann. Dabei zeigte sie ihre vielen spitzen Zähnchen. Noch einmal sog sie den Duft von gebratenem Speck ein und kehrte dann in die Realität zurück, altes Weißbrot und trockenes Hack, vielleicht ein bisschen was von den Nudeln, die die Familie gestern gegessen hatte. Danach würde Adelina den Hühnern ein Ei mopsen und den frischen Puddig der Bäuerin probieren. Das war der Luxus ihres Lebens. Aber es gab schlimmeres.

»Na dann kommt mal mit. Es gibt bestimmt auch was für euch zu fressen, nach dem Bauernfrühstück könen wir ja jagen gehen.«

Wenn man als einfache Hofkatze lebt vergisst man seine Instinkte nicht. Adelina, die sich größtenteils von ihrer Beute ernährte, hatte es nie verlernt zu jagen. Sie könnte in der Wildnis leben, wie die schmalen bräunlichen Wildkatzen, aber sie fühlte sich in Palazzo pudelwohl.

"Frühstück, mhh.... ich passe.Weißt du, ich habe nachher noch eine Verabredung zum Frühstück, weißt du?" sagte sie lächelnd. "Aber ich komme gerne mit. Es ist ja schon eine ganze Zeit her das wir uns mal richtig unterhalten haben."

Auch Kirara streckte sich erst einmal. Als sie fertig war sah sie Adelina und Hachiko an. Dieser hatte ja noch gar nicht gesagt ob er mit kommen würde, aber Kirara wusste schon das er ja sagen würde. Dieser Hund war nicht nur dumm sondern verschmäte auch ein gutes Essen nicht, was man ihm bei seinem Streunerleben nicht verübeln konnte. Hunde jagten ja schlieslich nicht mehr, oder zumindest die meisten nicht. Von Katzen da natürlich abgesehn. Kirara dachte dabei an die große Dogge bei dem Reichen und verzog ihr Gesicht. Solche Hunde hasste sie einfach!

Iihhh. Die Dogge. Die kannte Hachiko nur zu gut. Immerhin war das einer der arrogantesten Hunde die er kannte. Bei den Besitzern aber auch kein Wunder. Vielleicht würde er, wenn er nichts mehr zu tun hatte, der Dogge mal einen Besuch abstatten..
Sein Gesicht erhellte sich dabei erst wieder, als Adelina ihnen anbot, mit essen zu gehen. Gestern erst hatte er etwas von einem Händler stibitzt, und sein Magen machte jetzt schon wieder radau..
"Ich komm auf jeden Fall mit!", sagte er und schleckte sich über die Schnauze.
Er stand auf und blickte die gefleckte Katze schwanzwedelnd an. Immerhin wusste er nicht, wo er lang musste.

Adelina grinste breit und sagte laut:»Du bist ein verfressener Trottel, wie hießt du noch gleich?«
Sie schritt mit stolz erhobenem Kopf über das Kopfsteinplfaster in Richtung der kleinen Bauernhöfe. Typisch Hund. DIe Gefleckte bog in eine Straße ein und folgte dieser ein Stück. Auch sie hatte jetzt Appetit und mach einem Frühstück beim Bauern würdse sie wohl noch in einer Scheune jagen gehen. Vielleicht konte der Hund ja eine ode rzwei Nächte auf dem Hof bleiben, dann hatte Adelina wenigstens Gesellschaft, die so dumm war, dass sie bloß zuhören konnte.

Kirara trabte locker hinter Adelina und Hachiko her. Sie wusste im ungefähren auf welchem Hof die 'Glückskatze' lebte und schenkte ihrer umgebung daher mehr beachtung als dem Weg den sie gingen. Immer wieder sah sie in die Richtung, in der der Wald lag, auch wenn man ihn jetzt nicht sehen konnte. Da würde sie später hin gehen. Ach, sie freute sich schon.

"Hachiko!", antwortete er erfreut darüber, dass er mit gehen durfte. Er fing an von etwas total banalem zu sprechen auch wenn er sich vorstellen konnte, dass ihm eh keiner zuhörte, da man ihn für dumm hielt. Was so garnicht stimmte, denn meistens tat er nur so. Aber dies sollte vorerst keiner wissen und ihn für stockdumm halten. Und bevor er sich versah, waren sie auch schon an dem Bauernhof angekommen. Trotzdem ließ er Adelina vor, sie kannte sich hier ja besser aus, weshalb seine Aufmerksamkeit zu Kirara überging.